Jürgen Kuhlmann: Kat-holische Gedanken

Gottes Mütterlichkeit


Klein-Norbert bekommt die Flasche. Sie ist noch ziemlich voll, da nimmt die Mutter sie ihm kurz aus dem Mund, um den abzuwischen. Enttäuscht brüllt er los. Ganz Verständnis, und doch ein bißchen gekränkt, begütigt sie ihn: "Du weißt doch, daß die Mutti nicht aufhört, ehe du satt bist. Aber sie wird dir doch noch den Mund abwischen dürfen!" Dem zufälligen Zeugen dieses Dialogs schießt eine göttliche Freude ins Herz. Bin ich vielleicht satt? Wahrlich nicht. Immer wieder, wenn ich gerade so schön am Saugen bin, ist mir der Mund plötzlich arm und leer. Aber - ich habe es soeben deutlich vernommen - tief in der Stimme der ahnungslosen jungen Mutter klang eine andere Stimme mit, und die galt nicht Klein-Norbert, sondern dem ewig hungrigen und oft jammernden Kind in mir: Du weißt doch, daß die Mutti nicht aufhört, ehe du satt bist. Fürchte dich nicht: es kommt die Stunde, da wird all deine Sehnsucht über und über erfüllt.

ca 1970


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