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Buch von 1986
Innen statt droben

ISBN:
3-923733-08-9

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Inhaltsverzeichnis


Eine Buchbesprechung:

Innen statt droben

Für ein geistlicheres Gottesverständnis

Ist das ganze Weltall einem Herrn untertan, oder gibt es auch ein anderes Denkmodell, in dem die göttliche Wirklichkeit nicht als Herren-Gott gedacht wird? Ja, ist die Befreiung vom Herr-Knecht-Schema, das wir in unserem Denken von Jugend an verinnerlicht haben, nicht gerade zutiefst christlich, denn „nicht mehr Knechte nenne ich euch, sondern Freunde“? Ein Freund, der über einen herrscht, ist kein Freund und ein Gott, der herrscht  ...? Jürgen Kuhlmanns Buch „Innen statt droben. Für ein geistlicheres Gottesverständnis“ (Patmos Verlag, Düsseldorf 1986, 128 S. 24,DM) ist ein Plädoyer für eine neue Sinngebung der Gottesvorstellung. Frömmler mögen über dieses Buch erschreckt sein, systematische Theologen es befremdend finden, für lebendige Menschen jedoch wird es eine Freude sein. Es ergeht dem Leser wie bei der Erforschung einer unbekannten Stadt: an jeder Ecke wartet eine Überraschung, mal ist es eine bedrückende enge Gasse, mal wieder ein herrlich weiter Platz. Wenn man mit dem Autor diesen Spaziergang mitvollzieht, wird man das „Innen statt droben“ verstehen und sich nicht als Fremder verabschieden, um sich in seine gewohnte Umgebung zurückzuziehen. Der Autor fordert uns in einer überaus lebendigen Sprache auf, den meditativen Weg mitzugehen und durch die vielen genialen Einfälle, die er hat, den alltäglichen Trott zu verlassen.

Der Grundtenor der Ausführungen Kuhlmanns ist der Versuch, aus dem Absolutheitsanspruch des Herrschaftsdenkens herauszuführen und in echter Toleranz dialogfähig zu machen. Der Dialog ist die Basis eines Gottesverständnisses, in dem Gott als liebender Freund erscheint, der der menschlichen Gemeinschaft Leben schenkt Der Leibgedanke ist ein Leitbild für dieses „Innen“ Gottes, der, wie die Seele des Leibes, die Sinnstruktur des Ganzen meint. Gott erscheint so als „Innen“ aller Wirklichkeit, und ich bin der menschliche Konzentrationsvollzug des unendlichen Ich. Dieses göttliche Ich heißt auf Erden für den Christen Jesus. Auf Grund des Herrschaftsdenkens in der Kirche sind aber Gott die Attribute zugesprochen worden, die ausschließlich weltlichen Herrschern, wie etwa den römischen Kaisern, zu eigen sind beziehungsweise waren. Deshalb wurde Christus und damit Gottes Antlitz unmenschlich, denn nicht in Gott leben und bewegen wir uns und sind wir, sondern unter Gott. Gott ist jedoch kein Chef eines kirchlichen Apparates, dessen Stellvertreter der Papst ist, sondern das Ich des Leibes Christi und der Menschheit. So kann man sich dann auch fragen, ob ein Mensch im „Schweinestall“ nicht dem Heil näher sein kann als im hierarchisch geordneten Vaterhaus (vgl. das Gleichnis vom verlorenen Sohn).

Obwohl Kuhlmann die Probleme ungeschminkt beim Namen nennt, verurteilt er nicht, sondern will in Toleranz auch andere Denkmodelle gelten lassen. Das enthebt uns freilich nicht der Frage, ob das „Boot der Kirche“, in dem wir Glaubende sitzen, von Ruderern angetrieben werden muß, die im blinden Gehorsam dem Kapitän zu folgen haben - oder ob nicht der paulinische Leibgedanke uns eine andere Solidarität nahebringt, wo in einer Dialoggemeinschaft die Geschwisterlichkeit zum Lebensprinzip wird. Nur im Dialog findet ja eine Horizontverschmelzung statt, und ähnlich wie bei der Kernverschmelzung wird alles davon abhängen, ob diese gelingt oder wir in ein intolerantes, vom Absolutheitsanspruch geprägtes Zeitalter abgleiten, in dem die einen kuschen und die anderen befehlen. Wie aus dieser kurzen Skizze hervorgeht, ist das Buch von der Wahrheitsfrage und der daraus sich ergebenden Gottesfrage, in die Jesus Christus wesentlich hingehört, bewegt.

Zwei wichtige Fragen sind zu stellen: wird nicht doch bei aller Differenzierung Gott so nahe an die „idea entis“ (die Idee des Seins) herangebracht, daß faktisch keine Unterscheidung mehr möglich ist? Und verführt dazu nicht gerade die vom Autor benutzte Kategorie des Vertrauens, mittels der ein Seinsvertrauen gefordert wird, das wieder blind macht für eine lebendige Gotteserfahrung im Dialog mit dem menschlichen Du? Ferner scheint der Autor zwischen Ich und Person zu unterscheiden, ist aber das „Ich“ nicht doch eine unzulängliche Kategorie, da es ja nur die Objektivierung des direkten Bewußtseins darstellt und so weder den Menschen in seiner „Person“ trifft noch auf den Gottesbegriff angewendet werden kann. Zudem führt der „Ich“-Begriff leicht zu einem individualistischen Mißverständnis und erfaßt nicht angemessen den Gemeinschaftsbezug, auf den der Autor sonst großen Wert legt. Diesen Fragen müßte Kuhlmann noch weiter nachgehen, um sich nicht zum Teil berechtigten Vorwürfen auszusetzen. Dies soll nicht die vielen „Erleuchtungen“ schmälern, die der Leser bei der Lektüre erhält. Es ist für den, der hinhören kann, ein „begeisterndes“ Buch.

Gotthold Hasenhüttl (in: Christ in der Gegenwart, Nr. 7 vom 14. Februar 1988, S. 56)

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