Jürgen Kuhlmann

TOMATENSAFT

Erfolgloser Beitrag zu einem Kreuzschiff-Preisausschreiben

Gut schaue ich aus. Der Spiegel zeigte ihr eine junge Frau im weißen Kleid, rot leuchteten die Tomaten im Körbchen. Sie deckte den Tisch fertig und nahm, weil Bernhard wieder auf sich warten ließ, das Novellenbändchen zur Hand, das sie gestern beim Kramen in alten Schulsachen aufgestöbert hatte. Viele Wörter im Unklaren lassend, fand sie doch neuen Spaß daran, wie sie sich durch den englischen Text von Conrad ihre Bahn brach - geruhsam, Freya würde ja nicht altern, sollte das Lesen ihres Abenteuers auch noch Wochen dauern.

Gerade als Freya die Brigg des Freundes zwischen den Riffen hindurch in die Bucht schießen sah, mußte Ute das Buch weglegen. Bernhard wurde gern aufmerksam begrüßt. Zwischen den Bissen erzählte er von der Alarmanlage irgendeines Kunden; oft jaulte die los, wenn ein Lastzug vorbeidröhnte, "aber du hörst mir ja gar nicht zu, was ist denn los?" Nein, ich höre dir nicht zu. Ich habe es satt, daß mir jemand ständig uninteressantes Zeug in die Ohren spuckt. Bin ich deshalb ohne Abitur aus der Schule fort, weg von Napoleon und Gaußschen Kurven, bloß damit deine blöden Alarmwecker mich anöden?

Erschrocken sah Bernhard auf seine Frau. Starr blickte sie irgendwohin, und die Tomate in ihrer Linken hatte dem Druck der sich schließenden Finger nichts entgegenzusetzen. "Au, mein Kleid!" sprang sie auf, "ich halte das nicht mehr aus hier. Merkst du denn überhaupt, wenn dein Alarm im eigenen Haus ausnahmsweise mal funktioniert?" Platsch! Nach allen Seiten spritzte der Tomatensaft vom Teller, während das Gewitter in Richtung Küche stürmte und Bernhard, fassungs- und erfolglos, sein Hemd zu säubern versuchte.

Monate später finden wir die beiden auf dem Kreuzschiff *** in der Südsee wieder, unterwegs zu den Gilbert-Inseln. "Diese Reise war die beste Idee deines Lebens", freut Bernhard sich und zieht seine Frau mit an Deck, hinaus in den Sommerwind, "stell dir bloß vor" wie sie es daheim jetzt grau und matschig haben." "Nur die zweitbeste", lacht sie zurück, "war auch Zeit, nach drei Jahren ohne Urlaub. Komm, wir setzen uns in den Liegestuhl. Dein Buch habe ich dabei."

Utes Blick verliert sich im endlos blauen Meer. Leicht gekräuselt liegt es da und tut harmlos, gleich als kennte es nur ewig heiteren Frieden. Und doch haben hier Orkane die Wellen zu Bergen getürmt, Abgründe aufgerissen. Und sogar jetzt tobt unter der sanften Oberfläche erbarmungslos der Krieg. Todesangst hetzt die Opfer in die Flucht, Hunger jagt die Jäger. Welch ein Leben, nur zuweilen unterbrochen von fischigem Liebeskummer und bestenfalls einer jähen, schnell versprühten Lust.

In der milden Morgensonne schauert es die junge Frau. Welche Kämpfe mögen sich jetzt in ihr selbst zutragen, tief unter dem strahlenden Anschein, den sie den Mitreisenden, ihrem Mann, sogar dem eigenen Alltagsgefühl präsentiert? Während Bernhard neben ihr ahnungslos über Schaltplänen brütet, gesteht Ute sich ein, daß ihre Krise ungelöst ist. Etwas brodelt in ihr, uralte Tiefseemonster, lange unterdrückt, drängen sich machtvoll nach oben durch, hin zum Licht des Tages. Mit dem eingeschliffenen Lebensmuster ist es endgültig vorbei, so geht es nicht weiter, ich bin am Neuwerden. Und doch fürchte ich mich vor der auftauchenden Wahrheit. Was wird dann aus ihm und mir? Ich liebe dich doch, du trübäugiger Tolpatsch! Ob sich auch in deinem Meer allerlei Halbbewußtes regt? Oder treiben da bloß Eisberge aus Mikrochips und Silbergeld? Heftig streichelt Ute die warme Hand ihres Mannes, der lächelt dankbar-zerstreut zu ihr hinüber: ein Glück, daß du bei mir bist, so schön und lieb, und nicht dermaßen kompliziert wie diese wahnsinnig interessanten Schaltungen.

Gegen Abend erreicht die *** ihr Zwischenziel, den Haupthafen der Gilbert-Inseln. Dort wartet - der Kapitän hat es bei der Mittagstafel erläutert - auf die Passagiere eine Attraktion. Der regierende Kanakenfürst habe sich eine hübsche Methode ausgedacht, streitende Untertanen zu versöhnen: die Unterwasser-Friedenskugel. Sooft irgendwo in seinem Inselreich eine Fehde allzu intensiv werde, lasse er die Widersacher kommen und miteinander uni die Kugel schwimmen. Anschließend hätten viele sich dauerhaft versöhnt; das Geheimnis der Kugel zu verraten sei ihnen freilich bei schwerer Strafe untersagt. Der Reederei nun habe der Fürst zum Dank für geleistete Dienste die Gnade gewährt, daß bei jeder Kreuzfahrt zwei Passagiere ebenfalls diese heilsame Erfahrung machen dürften.

Viele melden sich, das Los fällt auf einen westfälischen Landwirt. Zum Partner wählt der sich einen reifen Juso, der die Reise bei einem Preisausschreiben gewonnen und, trotz gewisser Bedenken, zu Studienzwecken angetreten hat. Mit- und gegeneinander bringen beide manche Stunde bei Schach und politischer Debatte zu. "Nun, sind Sie durch die berühmte Kugel klüger geworden?" Bernhard fragt es beim Frühstück ihren Tisch-Genossen. "Irgendwie schon. Wissen Sie, es macht doch einen Unterschied, ob man etwas bloß theoretisch weiß oder feierlich erlebt."

"Ja wie war es denn," will Ute wissen, "erzählen Sie." "Also, im Boot abfahren haben Sie uns ja vielleicht gesehen. Wie mein Partner wurde ich zu einer finsteren Grotte gerudert, von zwei Südsee-Schönen in den Tauchanzug gesteckt und unter Wasser geleitet Auf einmal leuchtete da eine riesige Kugel, vielleicht vier Meter im Durchmesser. Rot und schwarz gesprenkelt war sie. Wir schwammen um sie herum und ich genoß - bei Stereo-Musik und köstlichem Duft - das strahlende Licht.

Dann war wieder alles dunkel und man half uns aus Wasser und Anzug. Was hast du gesehen, wurden wir gefragt. Ich sagte: eine rotschwarze Kugel. Der andere widersprach: eine schwarzgrüne Kugel. Ob er etwa farbenblind sei, fragte ich ihn. Er wurde wütend, und so fingen wir halt wieder zu streiten an, wie schon so oft. Da lachten die Mädchen und befahlen: "Nochmal!" Na ja, das Wasser war herrlich lau, warum nicht? Und was soll ich Ihnen sagen? Jetzt war die tolle Kugel schwarzgrün. Für ihn natürlich schwarzrot, fragen Sie ihn selbst. Sie erraten des Rätsels Lösung: die Tauchbrillen. Grünes Glas läßt kein Rot durch und umgekehrt. In Wirklichkeit ist die Lampe grünrot, das Schwarz kam bloß von unseren Brillen.

Ein simpler Trick, Sie haben recht Und doch: ich hatte das Rot gesehen, wie konnte ich denn vermuten, daß der andere mit seinem Grün genauso recht hat? Wäre die Kugel gar eine Ampel gewesen! Ich muß Ihnen ehrlich sagen: mich und ihn hat das Erlebnis sehr nachdenklich gemacht, bei unseren politischen Gesprächen wollen wir mit mehr Mühe aufeinander hören. Ist vielleicht auch die gesellschaftliche Wahrheit - bunt? Und hat am Ende jeder irgendeine Farbbrille auf, von der er gar nichts weiß, weil sie ihm eingewachsen ist? Übrigens gibt es Politik auch im Kleinen, in der Familie." Bernhard und Ute schauen einander nicht an. Später aber, nach der Siesta, kuschelt sie sich an ihn und flüstert ihm ins Ohr: "Du, ich weiß jetzt, wie das Kind heißt: Friedrich oder Irene. Das Wichtigste ist der Frieden." - Es gibt auch faulen Frieden, meckert die bekannte innere Stimme. Ach, was tun?

Am Nachmittag lassen sie es sich in der Sauna wohl sein. Der Schweiß rinnt, das Tretrad der Gedanken kommt zur Ruhe, ähnlich friedvoll muß ein Ungeborenes sich fühlen, denkt Ute und schaut auf ihren Bauch. Da kommt der Bademeister mit dem Aufguß, blickt die Gäste fröhlich an, ruft "Nektar für die Götter" und schüttet das duftige Gebräu über die Steine; aufwallt der Dampf und wird - in besseren Saunen gibt es noch diesen Service - vom Bademeister mit dem Handtuch den Schwitzenden reihum zugewedelt, damit der Hitzereiz aufs höchste steige. Täuscht Ute sich? Oder hat das Auge des jungen Wedlers unschicklich lange und wohlgefällig auf ihr geruht, ehe Kopf und Blick sich senkten? Nie vorher hat sie sich als Venus gefühlt. Begierig atmet sie den Nektardunst ein, doch schon riecht es wieder nach ordinärem Schweiß, nicht mehr nach Fichtennadeln auf göttlichen Höhen.

"Ich will mal den Funker besuchen," meint Bernhard am nächsten Vormittag, "vielleicht habe ich Glück und darf hinein. Ich bin gespannt, was er für Geräte hat. Und du?" "Ich schaue, was sich im Sportsaal tut, etwas Bewegung wäre nicht schlecht." Um die Tischtennisplatte findet gerade ein Rundlauf statt, gleich reicht man ihr einen Schläger, als sechste rennt sie mit. Außer Übung, ist sie bald wieder draußen, nach ihr ein junger Mann. Den Ball hätte er aber leicht erwischen können. Nanu, das Gesicht kenne ich doch? Richtig, der Bademeister von gestern. "Hilgert", stellt er sich vor, Venus, erwidert sie nicht, nennt vielmehr brav ihren Namen.

Zwei Tage darauf, Bernhard knobelt mit dem Funker an einer automatischen Schaltung herum, spaziert Ute mit Herrn Hilgert an der Reling entlang. Sie erfährt, daß er bei der Bundeswehr Sanitäter war und jetzt auf einen Medizin-Studienplatz wartet, eine Niete hat er schon gezogen. Weil er einmal Schiffsarzt werden will, arbeitet er hier als Hilfsbademeister. Natürlich braucht es dazu Beziehungen, die hat er aber nicht geerbt - sein Vater arbeitet in einer Brotfabrik -sondern sich selbst geschaffen. "Und so bin ich hier und darf mit Ihnen über den Ozean wandern."

Ute faßt Vertrauen. Endlich ein Mann, mit dem sie vernünftig reden kann. "Eigentlich wollte ich ja auch studieren, Literaturwissenschaft. Aber als ich damals in der 12. Klasse meinen Mann kennengelernt hatte, kam mir die Paukerei so unwirklich und blödsinnig vor. Schnell waren meine Noten im Keller. Dann hatte ich einen wilden Traum. Ich sollte durch eine Dschungelschlucht durchkommen. Überall Schlingpflanzen, umgestürzte Bäume, es war gräßlich. Mühsam kämpfte ich mich vorwärts. Auf einmal war da ein Fernsehapparat, der sich mir dauernd in den Weg stellte. Er ließ mich einfach nicht weiter. Auf seinem Schirm schaut Bernhard mich an. Er springt aus dem Apparat heraus, nimmt mich auf seine Arme und trägt mich zurück, aus der Schlucht hinaus ins weiche, blühende Gras. - Bald nach dem Traum habe ich die Schule verlassen."

"Und haben Sie das seither nie bedauert? Wäre es nicht besser gewesen, Sie hätten die Schlucht geschafft und wären auf der anderen Seite hinausgeklettert, zu der Sie wollten, mit dem Abitur?" Ute sagt nichts. "Kann es nicht sein, daß der Traum Sie hat warnen wollen? Vielleicht bedeutete er: sei nicht feig. Geh deinen Weg unbekümmert weiter, auch wenn dein Freund kein Abitur hat. Er wiegt das durch andere Vorzüge auf und verdient, daß du das Beste aus dir machst. Setz dich hinweg über das idiotische Verbot, das im Untergrund unserer Gesellschaft immer noch gilt: die Frau soll nicht gebildeter sein als ihr Mann. Trau eurer Liebe zu, daß sie stärker ist als dieses Vorurteil."

Ute bleibt stehen. Draußen jagen rasche Wellen vorbei. Leise sagt sie dann: "Kann schon sein. Aber was soll's? Jetzt ist es zu spät. Ich bin die Frau eines Elektromeisters, und selber nichts." "Verzeihen Sie, aber das ist Unsinn. Natürlich sind Sie selber wer. Ihr Mann ist mit Recht stolz auf Sie. Auch andere wären es ... Sie müssen bloß mit der dummen Idee Schluß machen, daß Liebe Selbstverlust heißt. Im Gegenteil! Wen liebt Ihr Mann denn, wenn Sie für ihn sich selbst zu nichts machen? Und wer liebt ihn dann? Ein Wir verwirklicht sich am besten, wenn das Ich und das Du gleich stark sind."

"Danke, Herr Hilgert. Sie haben mir geholfen. Und jetzt lassen Sie mich bitte allein. Ich will nachdenken." Zögernd entfernt sich der Philosoph. Ute schlendert weiter, sieht einem wippenden Paar im Schwimmbad zu und stellt sich dann ganz vorne an den Bug. Weglos liegt vor ihr der Pazifik, nur einen Entschluß des Steuermanns bräuchte es, und das gewaltige Schiff würde die Richtung ändern und ganz andere Gestade anlaufen. Aber nein, er hängt in harten Zwängen fest, solche Freiheiten sind einer modernen Organisation fremd. Und sie selbst? Über ihren Kurs bestimmt sie allein, keine Zwänge erkennt sie an als solche, zu denen sie sich frei entschließt. Will ich meinem Bernhard treu sein? O ja. Aber nicht länger wie ein Anhängsel, sondern als freie Partnerin.

Ähnlich einer winzigen Galionsfigur steht sie unbewegt, nur ihr Haar flattert im Wind. Welches ist der beste Kurs zum Ziel? Wie soll sie ihren Mann aus seinem unwissend-anmaßenden Schlummer wecken? Ach, daß er sie nicht wirklich sieht, ist mindestens so sehr ihre Schuld wie seine. Warum hat sie sich ihm so verschwommen gezeigt? Warum hat sie seinetwegen die Schule verlassen - seinetwegen? Nein, gibt sie endlich zu, nicht für ihn habe ich es getan, sondern aus Faulheit und Angst. Ich wollte ihm an Bildung nicht über sein, richtig, aber das war meine Feigheit, nicht sein Wunsch. Dann habe ich also gar nicht ihm nachgegeben, bis heute, sondern bloß einem Trugbild, das die eigene Schwäche mir vorgaukelte. Natürlich hat er sich in diese Rolle mit der Zeit gern gefügt und ist jetzt tatsächlich der Pascha, zu dem ich ihn gemacht habe. Wie bringe ich ihn davon ab? Aus dem Schwimmbad tönt lustiges Gekreisch herüber, anscheinend ist wieder jemand von der Wippe ins Wasser gefallen. Da lacht Ute hell auf.

"Noch zwei Stunden bis zum Essen. Kommst du mit ins Bad?" "Warum nicht?" Nach einigen Bahnen sieht Ute: die Wippe ist frei. "Du, ich möchte mal mit dir wippen." "Ach laß doch die Kinderei." "Nein, ich habe einen Grund. Den sag ich dir aber erst danach. Bitte komm jetzt." Ergeben-gespannt, läßt er sich mitziehen. Solche Wippen gibt es nicht oft. Sie ist über dem Schwimmbecken angebracht und senkt sich fast bis zum Wasser, Federn verhindern ihr Eintauchen. Fest hält man sich nicht an Griffen, davon ist der Balken frei. Dafür hat er die Form eines abgerundeten T-Profils, so daß man bequem sitzt und sich doch sicher anklammern kann. Vorsichtig steigen die beiden an zwei Strickleitern hoch, setzen sich zurecht und wippen los.

Auch Bernhard macht es mächtig Spaß. Herrlich, sich eine solche Partnerin gegenüber zu wissen. Doch was ist das? "Ich bin zu weit weg von dir," ruft Ute herüber, "ich soll nicht auf der anderen Seite bleiben, bei dir muß ich sein." Und ehe er begreift oder protestieren kann, rutscht sie blitzschnell auf ihn zu, er saust nach unten; bevor er sich festkrallen kann, fällt sie auf ihn drauf und mit ihm ins Wasser. Die Zuschauer brüllen vor Vergnügen. Prustend taucht er auf, will schimpfen, aber wo ist sie? Dort schwimmt sie weg, steigt am anderen Ende aus dem Becken und legt sich in die Sonne.

Verstehe einer diese Frau. Was für ein närrisches Spiel; um bei mir zu sein, stürzt sie uns aus der Balance und läßt mich allein. Bedächtig schwimmt er ihr nach, legt sich wortlos neben sie und schließt die Augen. Die Sonne tut gut, noch besser, bald, der lange Kuß. "Hör zu, Liebster, ich erkläre dir alles."' Sie erinnert ihn an jenen Traum, auch er hat ihn nicht vergessen. Dann fährt sie fort: "Schau, denselben Unsinn, wie damals unbewußt, habe ich heute als Happening gemacht: ganz auf deiner Seite zu sein statt auf meiner. Deshalb sind wir ins Wasser geplumpst. So geht's uns aber schon die ganze Zeit. Du hast kein Abitur, ich verlasse die Schule. Du magst keine Literatur, ich gebe sie auf. Ich bin selber die arme Tomate von damals. Was meinst du, wie soll es weitergehen?"

"Warte, gleich bin ich wieder da." Er kommt zurück und drückt ihr eine pralle Tomate in die Hand: "Es gibt noch genug andere. Viele Jahre liegen vor uns. Fang einfach neu an." "Aber wie?" "Ja Schatz, wenn du das mich fragst, dann rutschst du schon wieder auf meine Seite herüber. Ich will aber mit dir wippen. Ich helfe dir gern, wie ich kann, aber was du willst, mußt du schon bei dir drüben wissen."

Da ist es Ute, als wäre sie von einer alten schlimmen Starre endlich erlöst. Selig dehnt und streckt sie sich. Hoch am Himmel segelt in glücklicher Freiheit eine weiße Wolke, munter kreisen die Möwen, offene Weite ringsum. Andächtig beißt sie in die Tomate, glaubt, ja glaubt der Frische, die ihren Leib neu durchrinnt. Und während das Schiff, dessen Fahrt sein Ziel ist, die ihm anvertrauten Menschen durch fremde Gewässer zuverlässig weiterträgt, reicht sie Bernhard die andere Hälfte: "Da, nimm."

April 1982

[Ich weiß, daß diese Novelette literarisch kein Kunstwerk ist. Doch scheint die Idee mir nett. Und Chesterton hat recht, wenn er einen strengen Moralspruch ins Gegenteil verkehrt: "Anything that's worth doing is worth doing badly." - Natürlich stimmt auch "well", für den, der's kann.]


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